Das erste Mal und immer wieder by Lisa Moos

Das erste Mal und immer wieder by Lisa Moos

Autor:Lisa Moos [Moos Lisa]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch, Biographie, Prostitution
ISBN: 978-3-442-15422-7
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2007-01-01T05:00:00+00:00


AKKORDARBEIT

Jürgen war Chef einer großen Abteilung eines Autokonzerns. Er muss Anfang 60 gewesen sein. In seiner Freizeit kleidete er sich recht ausgeflippt. Er setzte sich große mexikanische Hüte auf, zog sich bunte Hemden an und sprang manisch über Tische und Bänke.

Manisch-depressiv, das war er tatsächlich. Durch Medikamente hatte er seine Krankheit im Griff Leider setzte er sie ab, so oft er konnte, und dann verlor er die Kontrolle über sich. Seine Frau hatte jahrelang mit ihm in Mexiko gelebt und gearbeitet, war stolz auf alles, was sie zusammen erreicht hatten. Ein kleines Häuschen hier, ein kleines Häuschen da. Sie wollte ihren Lebensabend auf geruhsamen Reisen ohne Sorge und Kummer verbringen, aber er hatte andere Pläne. Er wollte Spaß und den reichlich.

Jürgen kaufte sich jedes Mädchen im Laden und meistens alle auf einmal. Er hielt alle aus, manchmal auch die anwesenden, ihm völlig fremden Männer. Er zahlte riesige Summen, ständig wurde abgebucht, ausgeschenkt und wieder durchgezogen. Manchmal war ich froh, dass Kreditkarten aus so dickem Plastik sind, denn seine wären ansonsten ganz sicher zerbrochen. In irgendeinem Club gabelte er mich auf und zog mich von nun an häufig zu sich in den Whirlpool. Wir saßen und tranken. Er erzählte die wildesten Geschichten aus seinem Leben und die tollsten Abenteuer, die er erlebt hatte. Meist brachte er am nächsten Abend alles durcheinander, revidierte die Geschichten und begann, die Tatsachen erneut komplett zu verdrehen.

Seine fast dreißigjährige Ehe war kinderlos geblieben. Das machte ihm nichts. Er erklärte mir eines Abends, dass er mit mir nun nicht mehr aufs Zimmer würde gehen können, denn seine Detektive hätten ihm seinen Verdacht bestätigt. Ich sei seine Tochter. Ich dachte, er scherzt, und zog alles ins Lächerliche. Aber er bestand darauf und erzählte mir die Geschichte bis ins kleinste Detail. Natürlich hielt ich es für einen vorübergehenden Spleen. Aber ich irrte mich. Er blieb dabei und erklärte das auch jedem, der es hören wollte. Selbst seiner Frau, die mich eiligst zum Kaffee bat. Natürlich wusste sie genau wie ich, dass er diese Geschichte zwar auslebte, doch daran nichts Wahres war. Sie war bestürzt über seinen Gesundheitszustand und wollte gute Miene zum bösen Spiel machen, bis sie eine Lösung finden konnte. Noch immer ging er täglich ins Büro. Gott weiß, wie er das gemacht hat.

»Ich möchte Sie auch darauf aufmerksam machen, dass Ihr Mann jede Menge Geld ausgibt. Ungeheure Summen, um ehrlich zu sein.« Ich verschonte sie nicht und erzählte alles fast bis ins letzte Detail. Sie tat mir leid, war so eine richtig nette Omi, eine Frau zum Gernhaben.

»Ich weiß, ich weiß«, erwiderte sie. »Die Bank hat mich schon angerufen, es steht schlecht auf dem Konto.« Sie tat mir wirklich leid. Wir überlegten, was zu tun war. Eigentlich ging mich das alles nichts an, aber die letzten Abende war er regelmäßig in mein Zimmer gestürzt und hatte die Männer von mir runtergezogen. »Das ist meine Tochter, sofort raus hier.« Er störte meinen Betrieb empfindlich. Den Barbesitzer störte das jedoch nicht wirklich, er kassierte ja jeden Abend dick ab. Er beschwor mich: »Dann sei eben seine Tochter.



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